Mitbekommen? Google soll mal wieder diverse Blogger abgestraft haben. Wenn wir einmal davon absehen, dass dieser Vorgang – eine Suchmaschine bewertet das Ranking von Websites neu – für sich genommen schon skandalös genug ist, fallen aber besonders diverse Kommentare hierzu auf.
Nichts spricht gegen ein gesundes Selbstvertrauen. Im Zweifelsfall lieber ein Stück zu viel als ein Stück zu wenig. Aber wenn man einige deutsche Blogger jetzt ernsthaft debattieren, den Googlebot aus ihren Blogs auszusperren, mit der Intention, dadurch ein Zeichen zu setzen (!) ist das kein gesundes Selbstvertrauen mehr sondern ausgewachsener Größenwahn. Ein Zeichen setzen, indem man seine Mini-Website dem Zugriff durch Google entzieht? Also bitte.
»Mini-Website« ist nicht böse gemeint, aber Blogs (gerade die Deutschen) sind nicht mehr als das. Kleine bis mikroskopisch kleine Websites mit vielleicht ein paar tausend Besuchern. Das dass verglichen mit dem gesamten Geschäftsbereich von Google (bekannt als »restliches Internet«) so gut wie gar nichts ist, wird niemand bestreiten wollen.
Es steht natürlich jedem frei, den Google-Bot aus seiner Website auszusperren. Und nichts spricht dagegen, ein Zeichen gegen etwaige Mißstände zu setzen. Nur irgendwo gibt es eine Wahrnehmungsschwelle unterhalb der man das Zeichen in erster Linie für sich selbst setzt. Das ist natürlich auch völlig legitim, nur wenn man das mit dem ernst gemeinten Anspruch verbindet, dem großen Bösewicht mit seiner hohen Wahrnehmungsschwelle einmal so richtig zu zeigen wo der Hammer hängt, dann ist das sogar noch etwas anderes als die burmesische Wohlfühlaktion.
Dann ist das eine fatale Überschätzung der eigenen Kräfte. Dann ist das Größenwahn.
Man könnte an dieser Stelle auch anmerken, dass man mit seiner kleinen aber feinen Website viel besser positiv gegen Mißstände arbeiten könnte statt sich in irgendwelche Verweigerungshaltungen zu verkriechen. Man könnte in diesem Fall z.B. Google-Alternativen bewerben und über die als zweifelhaft empfundenen Geschäftspraktiken aufklären. Das machen auch einige… die dann aber trotzdem dazu übergehen wollen, diese wertvollen Beiträge vor der größten aller Suchmaschinen zu verbergen. Ein guter Plan!
Kommentare (16)
Wahnsinn Deutschland ¶
19. November 2007, 21:46 Uhr
"Mini-Website" ist doch völlig richtig. In der Literatur ist dazu auch von Mikrojournalismus die Rede.
Baynado ¶
19. November 2007, 22:59 Uhr
Gebe Dir da völlig recht. Es macht keinen Sinn seinen kleinen Blog alleine vor dem großen "G" zu verstecken. Man sollte viel mehr auf die Alternativen hinweisen und im Google Index dafür werben, das bringt viel mehr. Auch die SEO feindliche Einstellung vieler Blogger bringt nichts. Die deutschen Blogger sollten nun SEO viel exessiver betreiben und so den Index von Google, mit Beiträgen über Alternativen versehen.
UsualRedAnt ¶
19. November 2007, 23:09 Uhr
Ich sehe in einem solchen Google-Boykott in erster Linie einen Ausdruck der Hilflosigkeit. Gegen den übermächtigen Gegner helfen scheinbar nur selbstzerstörerische Maßnahmen.
Spötter könnten darüber hinaus anmerken, dass Google ja viele dieser Blogs durch einen PageRank 0 ja schon "aus dem Index entfernt" hat.
Ich bin weiter froh über jeden Nutzer, der sich vom bösen G zu meiner Seite verirrt und bin mir sicher, dass auch die Google-Verweigerer über solche Besucher nicht weinen.
Mit hanfigen Grüßen
Steffen
Ryo ¶
20. November 2007, 07:43 Uhr
Aber warum nicht?
Wenn genug Promi-Blogger nicht mehr auf Google zu finden sind, werden einige wohl Yahoo nehmen, oder eine Combo-Suche wie IXQuick.
Ich denke jeder, der so eine Aktion macht, weiß, dass er damit Leser verliert. SEO-Müll-Blogs werden das sicher nicht machen, aber wer ernsthaft bloggt, für den ist Google-Ranking nicht so wichtig.
Einige Blogger, insbesondere aus den USA, haben am Tag mehr Leser, als man sich vorstellen kann. Und wenn diese Top-Blogger Google den Rücken kehren, dann kann das schon Auswirkungen haben.
Techcrunch, Engadget, Gizmodo... Die 3 alleine sind für Dienste und Seiten weltweit die Infoquelle Nr.1. Nicht Google...
Tadeusz Szewczyk ¶
20. November 2007, 08:01 Uhr
So etwas haben die notorischen Ja-Sager, windschnittigen Mitläufer und stromlinienförmigen Radfahrer in der DDR und noch früher auch schon gesagt.
Man kann ja eh nichts tun, also am besten gleich nach oben ducken und nach unten treten. Denn die unten kann man ja noch gut treffen und denen tuts weh.
Lexx ¶
20. November 2007, 08:28 Uhr
Ich habe auch vor, mich zu wehren! Ich will auf alle Probleme der Menschheit aufmerksam machen und mein Vorgehen dabei ist einfach: Ich werde so lange die Luft anhalten, bis alle Probleme der Menschheit erkannt sind!
Ja ne, jetzt guckt nicht so schief...
egghat ¶
20. November 2007, 08:34 Uhr
Ne weisste, man kann auch sein ganzes Leben einfach gar nichts machen weil man eh nichts beeinflussen kann. Keine Demo bewirkt irgendwas, keine Aktion, kein blödes Posting in einem Blog (auch nicht in deinem oder meinem) und auch dieser Kommentar nicht.
Und trotzdem macht man es. Weil es genau so viel oder genauso wenig bewirkt wie jede andere Diskussion und jede andere Meinuungsäußerung. So gut wie nichts. Aber eben doch mehr als gar nichts. Wenn eine Diskussion über die Macht von Google ausgelöst wird, ist das Ziel IMHO schon erreicht.
Blankster ¶
20. November 2007, 09:35 Uhr
"Es ist nicht Deine Schuld, dass die Welt ist, wie sie ist.
Es wär nur Deine Schuld, wenn Sie so bleibt. "
Ich persönlich habe nicht vor den Google Bot von meinem Blog zu verbannen, jedoch habe ich Respekt vor Bloggern welche einen solchen Schritt tun. Etwas Kleines kann etwas Grösseres anstossen. Die Welt besteht aus Kettenreaktionen..
Natürlich wäre es unrealistisch zu denken: Wenn ich in meinem Blog den Google-Bot aussperre wird das Google weh tun (wenn überhaupt bemerken) und es ändert sich sofort was. Aber es ist ein Anfang, welchen man meiner Meinung nach nicht ins lächerliche ziehen sollte. Jeder der dies tut sollte sich aber bewusst sein was er opfert.
Peter ¶
20. November 2007, 09:37 Uhr
Meine Herren. Ich weiß sehr wohl, dass Ihr beide das Kleingedruckte gelesen habt und dass Ihr weißt, dass ich sowas nie gemeint habe. Also bitte.
Da wäre ich mir nicht so sicher. Sind die wirklich so prominent, dass Google sie braucht oder dass sich Millionen nach ihnen richten? Und selbst dann ist das Rest-Internet immer noch verdammt groß…
Google grast das ganze Internet ab. Bei allem Respekt für diese drei sehr erfolgreichen Blogs, aber mit der Informationsfülle des gesamten Internets können die es doch nun wirklich noch nicht aufnehmen.
Wird da wirklich so viel geopfert? Die ganzen „Großen“ sind doch ohnehin der Ansicht, dass der Großteil ihrer Leser sie eben nicht via Suchmaschine sondern über Links in anderen Blogs entdeckt. Sicher, die reinen Besucherzahlen würden etwas abknicken, aber wenn es einem nur um die Kernleserschaft geht…
Nochmal: Nichts gegen eine gesunde Abneigung gegen Google oder die Bereitschaft etwas gegen den Riesen zu tun. Nur fällt der Riese eben nicht, indem man sich hinsetzt und die Luft anhält wie Lexx so schön schrieb. Stattdessen könnte man ja den Riesen sogar nutzen, um durch beständige Wühlarbeit Informationen gegen ihn zu verbreiten und ihn dann irgendwann zu bezwingen.
Aber einfach den Google-Bot aussperren und ein bisschen jammern? Das ist entweder ein Zeichen von Faulheit, von Wohlfühl-Aktionismus oder von Größenwahn.
Christoph ¶
20. November 2007, 09:47 Uhr
Ich denke nicht das es irgendwas hilft, den Google-Bot auszusperren. Mit dieser Aktion schneiden sich die kleinen Blogs nur von der eigenen Leserschaft ab.
Peter ¶
20. November 2007, 09:49 Uhr
Exakt, man nimmt sich nur selbst die Möglichkeit, mit Informationen über das große Übel aktiv etwas zu erreichen. Das hilft in der Tat niemandem.
Irgendwo habe ich gestern gelesen, dass das Monopol des Internet Explorer auf dem Browsermarkt durch eine beständige Informationsflut über die Alternativen gebrochen wurde… und nicht indem ein paar Nerds ihre Seite für den IE gesperrt haben. Einen besseren Vergleich kann es kaum geben - genau so läuft der Hase.
egghat ¶
20. November 2007, 10:22 Uhr
Genau darum geht es doch.
Es geht um ein blödes Blog und eine blöde Suchmaschine. Ob da 100 Seiten mehr oder weniger gefunden werden. Die Welt geht auch nicht unter, weil manche jetzt mit PR 0 auf Seite 73 bei Google sind, wo sie vorher mit PR 5 aus Seite 1 waren. Ja, die findet Google noch, aber eigentlich nicht mehr wirklich. Von daher kann man auch gleich aussperren. Aber zurück zum Punkt: Die jetzt ausgelöste Diskussion ist das eigentliche Ziel! Wir haben eine Suchmaschine, die bestimmt, wie oft man gefunden wird UND bestimmt, wie man die Sucher zu Geld machen darf. Google Werbung ist OK, Linkverkauf bei jemand anderem nicht. Das ist schon kritisch! Und das hat mit Wohlfühlaktionismus wenig zu tun. Jeder Greenpeacler, der auf einen Schornstein klettert, ändert exakt nichts, denn der Schlot raucht (in diesem Moment) weiter. Aber langfristig kann das u.U. schon was bewirken. Genau so ist es mit der Google-Bot-Aussperraktion.
naden ¶
20. November 2007, 10:43 Uhr
Google auszusperren ist in der Tat eine schwachsinnige Aktion. Eine alternative Suchmaschine zu benutzen allerdings eine gute Idee.
www.ask.de würde ich hier mal anbieten.
Ich habe selber keine Probleme mit Google, allerdings möchte ich mir nicht vorschreiben lassen, wie ich mein Geld im Internet verdiene.
Mir sagt auch niemand ob ich Auto, Rad oder Segway fahre oder gar laufe.
Peter ¶
20. November 2007, 11:09 Uhr
Solche Diskussionen tendieren nur leider dazu, den Charakter eines Strohfeuers zu haben. Das ändert natürlich nichts daran, dass man sich das als Ziel setzen kann, aber dass so etwas langfristig eine kritische Geisteshaltung in den Köpfen der Menschen festsetzen kann, würde ich bezweifeln wollen.
Ich hab mit solchen Vergleichen immer so meine Schwierigkeiten.
Wie die Burma-Aktion ist auch das Aussperren des Google-Bots bei Blogs in erster Linie ein einfacher Handgriff. In Fall Google mit nachträglichen Folgen, weil die Besucherzahl abknickt - aber weil die Findemechanismen für Blogs andere sind, fällt das nicht ganz so schwer ins Gewicht.
Was von solchen Vergleichen bleibt, ist ein großer Unterschied was den persönlichen Einsatz betrifft. Der Greenpeacer riskiert am Schornstein Kopf, Kragen und möglicherweise noch Knast oder Geldstrafen. Das damit zu vergleichen, dass man zwei Zeilen in die
robots.txt
einfügt und in Folge mannhaft aushält, dass man danach 20% weniger Besucher auf seiner Seite hat… ich weiß nicht, ich finde das lässt sich nur sehr bedingt gleichsetzen.Persönlicher Einsatz muss dabei nicht heißen, dass man etwas Halsbrecherisches unternimmt, nur dass man aufhört, ständig
und . Man kann auch handfest die Dinge anpacken. Durchaus auch via Internet, man denke an das Bildblog.Wenn man die Welt ändern will, muss man schwitzen. Wenn jemand glaubt, dass zwei Zeilen in der
robots.txt
seines Katzenblogs etwas bewirken, sollte dieser Jemand dringend sein Verhältnis zu Realität überprüfen.egghat ¶
20. November 2007, 12:24 Uhr
Sorry, aber das halte ich für ausgemachten Quatsch.
a) Robert Basic ist ein A-Blogger, der nicht nur viel Zeit investiert, sondern auch eine spürbare Menge Geld dafür im Monat bekommt. *mir* ist es egal, ob ich 5 oder 8 Euro über Adsense bekomme. Für mich ist es ein Hobby. Aber nicht für ihn, er riskiert sehr wohl etwas.
b) Wenn jemand sein Leben riskiert, bewegt er mehr? Man, jetzt weiss ich endlich, wieso Greenpeace so einen guten Ruf hat. Weil die was riskieren, nicht weil die was bewegen ... Mal ernsthafter: Der Greenpeace-Vergleich ist schon passend: Greenpeace geht es nur um PR. Und um eigene Spendeneinnahmen. Wenn man was für die Umwelt tun will, muss man für den BUND spenden. Und eine Google-Aussperraktion ist das Gleiche: Eine PR Aktion. Nicht mehr und nicht weniger. Und das ist entweder gut oder schlecht und nicht einmal gut und nicht einmal schlecht.
Nee, sorry, aber hier habe ich eine andere Meinung. Mit deiner Einstellung kann ich jede Art von Demo, Meinungsäusserung, etc. direkt einstellen. Ich bewege damit weder was, noch riskiere ich irgendwas. Mein Blog lass ich auch sein und du deins auch. Dass ich schreibe, hat nichts mit Größenwahn zu tun. Wenn ich Google nicht mehr crawlen lasse, ändert sich dadurch fast nichts. Wenn ich Google nicht mehr benutze, ändert sich auch fast nichts. Wenn ich was schreibe, ändert sich auch fast nichts. Und?
Und was soll der Uberwach Button unten? Ändert der was? Oder nicht? Oder nur ein ganz kleines bisschen? Aber ich schätze, du bist größenwahnsinnig, wenn du mit dem kleinen Button irgendwas ändern willst ...
Nein, bist du nicht und ich nicht und Robert B. auch nicht ...
Peter ¶
20. November 2007, 13:15 Uhr
Du scheinst nicht ganz zu verstehen, worauf ich überhaupt hinauswill. Tut mir leid wenn ich das nicht habe deutlich machen können.
Es ist mir nicht daran gelegen, eine
-Einstellung zu verbreiten. Aber ich weigere mich, einfache Handgriffe als „Aktionen“ für oder gegen etwas anzuerkennen.Das sagst du, aber er nicht. Er spricht von einem Verlust von und nennt das In der Liste der seiner Kontras tauchen Werbeeinnahmen nicht auf, stattdessen spricht er von . Klingt für mich jetzt nicht so, als fände er das so schlimm.
Außerdem ist der Basic lange nicht der einzige, der dieser komischen Aussperr-Idee anhängt.
Ich habe im meinem letzten Kommentar explizit gesagt, dass
. Mag beides eine PR-Aktion sein, nur die eine wird mit hohem persönlichen Einsatz geführt und die andere mit zwei Mausklicks. Da besteht ein Unterschied, vor allem in daraus erzeugten Echo.Da verstehst du meine Einstellung gehörig falsch. Eine Demo ist persönlicher Einsatz. Da geht man vor die Tür, hinaus in die Kälte, investiert Zeit und Mühe. Am Ende haben Hunderte gesehen wofür man steht und andere lesen es später in der Zeitung oder sehen es in den TV-Nachrichten.
Ein Demonstrant in diesem Lande riskiert nichts? Ist denn die Erinnerung an Heiligendamm schon verblasst? Selbst bei der eigentlich harmlosen Demo gegen die Vorratsdatenspeicherung in Berlin gab es Schlägereien.
Ich gebe offen zu, dass ich dieses Ding nur habe, weil ich wissen will, ob die Regierung bei mir surft. Nur für mich.
Meinen durchaus vorhanden Unmut über die Datensammelei bringe ich anders zum Ausdruck - zum Beispiel indem ich mir bei der (zugegebenermaßen nicht sonderlich spektakulären) Demo gegen die Vorratsdatenspeicherung in Osnabrück den Hintern abfriere, bei der zig Verfassungsklagen gesammelt wurden und über die am Ende in der regionalen Tagespresse berichtet wurde. Aber dafür sollte ich mich eigentlich nicht an dieser Stelle rechtfertigen müssen.
Um das Ganze zuzuspitzen: Das willst ernsthaft den Greenpeace-Mann oder den Demonstranten auf der G8-Demo damit vergleichen, dass andere ihre Website für 90% der Bevölkerung unsichtbar machen, sich zurücklehnen und sagen
?