Meine lieben HTML-Taliban! Wie ich just las, ist es der neueste Trend bei euch, eure Websites für IE-Nutzer bewusst unbenutzbar zu gestalten. Nun, das ist eine großartige Idee! Ich kann das wunderbar nachvollziehen. Wie viele Stunden hat es mich gekostet, diese oder jene Seite im Internet Explorer zum funktionieren zu bringen. Dem ganzen dummen Microsoft-Pack mal so richtig zu zeigen, wo wirklich der Hammer hängt, ist absolut nötig. Allerdings, warum belassen wir es beim Internet Explorer?

Apfelsaft

Nehmt mal mein bescheidenes Blog. Seht ihr dieses nette mitscrollende Gimmick rechts? Im Safari funktioniert das gar nicht gut. Aus irgendwelchen Gründen verrutscht es da um mehrere Pixel. Ewig habe ich recherchieren müssen bis ich einen funktionierenden CSS-Hack gefunden hatte. Jetzt steht dieser ekelhafte Code in meinem Stylesheet:

/* Hack für Safari, der die Mininavi richtig anzeigt */
@media all and (min-width: 0px) {
             body:not(:root:root) #mininav { margin:256px 0 0 838px; }
    }

Schlimm. Aber damit nicht genug! Der CSS-Validator findet dieses Konstrukt nämlich gar nicht toll und die Nicht valid!-Meldung ist ein hässlicher Makel an meiner ansonsten weißen Standards-Weste. Vor allem die alle paar Wochen eintreffenden E-Mails nerven, verfasst von scharfsinnigen Zeitgenossen, die in denen meist Hey du HTML-Gott, deine Seite ist kaputt steht.

Und all das nur, weil diese 5% Safari-User keinen ordentlichen Browser benutzen! Dieses Pack sollte ich auch aus meiner Seite aussperren. Und ihr sollte das gleiche tun.

Fuchsjagd

Kommen wir zum nächsten Problem, das da heißt Mozilla Firefox, der Browser mit der erwiesenermaßen höchsten Anzahl an gut dokumentierten Bugs. Was ist da nicht alles drin kaputt. Mich nervte zum Beispiel kürzlich, dass der Non-breaking Spaces an Bildern ignorierte. Das mag jetzt kein großer Bug sein, aber für ein hässliches Schriftbild ist er allemal gut.

Oder nehmt das Blog meiner Schwester. Im Firefox fließen die Tag-Listen am Postende immer so wunderschön über ihre Begrenzungen, ohne dass es eine Lösung gäbe. Und das bei perfektem HTML – vom CSS wollen wir mal nicht reden, da muss man ja bekanntlich zu Hackereien greifen um den Safari auf Kurs zu bringen.

Ganze 65% meiner Besucher hängen an diesem Bugmonster. Denen sollte man auch mal die Flötentöne beibringen – wie lange scheitert der Firefox schon am ACID2-Test? Nicht zu vergessen diese Unmengen an CSS-Extrawürsten wie -mod-border-radius. Eine Webstandards-Katastrophe sondergleichen und im Gegensatz zum Internet Explorer hat man hier nicht mal die praktischen Conditional Comments als Korrektiv zur Hand.

Ich sage: Aussperren! Wer, salopp gesagt, zu blöd ist, einen anständigen Browser zu benutzen, der hat auf meiner Seite nichts verloren. Der Browser frisst ohnehin maßlos Arbeitsspeicher, jeder der hiervon errettet wird, hat mir dankbar zu sein.

Manchmal muss man dahin gehen, wo es weh tut

Da mag mancher jetzt sagen Aber Peter! Du lässt den armen Menschen doch gar keinen Browser mehr übrig. Doch angesichts des breiten Angebots an Browsern ohne jedes Darstellungsproblem ist das natürlich Unsinn! Man nehme nur Lynx, der kostet nichts und hat garantiert keine CSS-Bugs.

Jaja, ich kann sie schon klagen hören: Ich kann an meinem Arbeitsplatz/in der Uni-Bibliothek/im Internet-Cafe keinen anderen Browser installieren. Die Kollateralschäden. Schlimm, aber nicht zu ändern. Manchmal muss man eben Prioritäten setzen.

Wie? Du meinst, Dinge wie der Safari-Fehler und die Bugs des Firefox wären überall im Internet dokumentiert und die Workarounds wären zahlreich? Und behauptest, ein wahrer Profi wäre in Sachen Browsermacken beschlagen, wüsste zu recherchieren und könnte Probleme zur Not auch mal kreativ oder radikal lösen? Müsste in der Lage sein, manchmal anderen in die Augen zu sehen und zu sagen Sorry Chef/Kunde, aber das ist technisch einfach nicht möglich?

Hah.