Wir unterbrechen die Blogpause für eine wichtige Meldung: Google Chrome stellt seinen Support für den proprietären Videocodec H.264 ein und gibt freien Alternativen den Vorzug. Damit ist für eins der größten Probleme von HTML5 eine Lösung in Sicht, denn bisher gab es kein Dateiformat für das <video>
-Element, das man in allen Browsern verwenden konnte. Dass Google jetzt von H.264 zu freien WebM-Codec umschwenkt, heißt nicht, dass die Schlacht um den künftigen HTML5-Codec schon gewonnen ist, doch die Lage für die Verfechter einer Open-Source-Lösung hat sich verbessert. Sollte dies aber die Entscheidung in Codec-Streit gewesen sein, war gestern ein guter Tag für das Web.
Die zentralen Web-Technologien sind seit jeher offene Standards und die wenigen Ausnahmen (wie z.B. Flash) sind historische Episoden, die zu ihrer Blütezeit jene Löcher gestopft haben, die die offenen Technologien zu diesem Zeitpunkt nicht füllen konnten. Doch die Entwicklung schreitet voran und so wie Apple Flash zu Gunsten von HTML5 von seinen Produkten verbannt, leistet Google mit dem Wechsel zu einem freien Videocodec seinen Beitrag zur Bereinigung des des Webs von unfreien Technologien. Zwar bietet der H.264-Codec im direkten Vergleich die besseren Leistungsdaten, doch Leistung allein ist nicht alles. H.264 wurde zwar von der MPEG LA zur kostenlosen Nutzung freigegeben – jedenfalls vorerst und unter Umständen. Niemand kann garantieren, dass dieser Zustand in Zukunft erhalten bleibt. So lange es keine komplett freie Lösung gibt, bleibt eine gewisse Rechtsunsicherheit bestehen, die ein Open-Source-Browser wie Firefox ebenso wenig eingehen kann wie einer der kleineren Browserhersteller. Nur ein freier Codec garantiert Sicherheit für alle.
Ein anderer Vorteil von H.264 ist seine große Verbreitung und Unterstützung in Hard- und Software, doch die Wahl des zukünftigen HTML5-Videocodecs darf nicht nur auf den heutigen Status schauen. Diese Entscheidung ist eine Entscheidung für die Zukunft und die Zukunft hat für H.264 vor allem die besagten Unsicherheiten parat. WebM kann alles werden, was H.264 schon ist, H.264 wird jedoch prinzipbedingt nie seinen Weg in kleinere Open-Source-Projekte finden Außerdem: Wenn es nach der heutigen Verbreitung von Technologien ginge, müsste man mindestens die Hälfte von HTML5 sofort wegwerfen. Da aber die Zukunft des Webs auf dem Spiel steht, ist weitsichtige, langfristige Planung angesagt.
Diverse prominente Stimmen, meist aus dem Lager der Apple-Fans kommend, werfen Google vor, ihre Unterstützung für Offene Standards nur zu fadenscheinig vorzuheucheln, da Chrome weiterhin Flash unterstützen wird. Diese Stimmen sollten zunächst vor ihrer eigenen Türe kehren, schließlich steht direkt als erster Punkt in Steve Jobs HTML5-Manifest, in dem Flash zu Grabe getragen wird, der Satz First, there’s “Open”.
. Und die Alternative soll der nicht minder proprietäre Videocodec H.264 sein? Nicht sehr überzeugend.
Je weniger die Kerntechnologien des Webs auf proprietäre Software angewiesen ist, umso besser für alle – vor allem für kleine, unabhängige Projekte ohne viel Geld. Und dabei ist egal, für welches Team die jeweiligen Entscheidungsträger spielen. Dass Chrome seine H.264-Unterstützung einstellt, ist ebenso ein Verdienst um das Web-Ökosystem wie das durch Apple angestoßene Ende von Flash. Vorausgesetzt dass die Entscheidung den Weg zu einem freiem Videocodec für HTML5 ebnet, war gestern war ein guter Tag für das Web.
Update: Siehe auch Linksammlung WebM-H.264-Debatte
Kommentare (41)
rr ¶
12. Januar 2011, 11:35 Uhr
Man sollte bei dem Vergleich Flash/Codec auch berücksichtigen, dass Flash zwar proprietär, aber seit geraumer Zeit etabliert ist. Bei H264 in HTML5 geht es ja gerade JETZT darum, die richtigen Weichen zu stellen, bevor sich propritäres bzw. patentiertes etabliert.
Offene Projekte, wie Firefox können den H264-Codes natürlich nutzen. Dagegen spricht rechtlich und technisch nichts. Wenn sich das ändern sollte, kann Mozilla den Codec immer noch rauswerfen. Ob Mozilla sich das dann noch leisten kann, ist dann viel mehr dir Frage.
Thomas ¶
12. Januar 2011, 11:53 Uhr
Ein Schritt in die richtige Richtung... Allerdings nur, wenn alle Geräte, die heute H264 unterstützen, in Zukunft auch WebM abspielen können (Androids/iPhones, DVD/BluRay-Player, evtl. Kameras usw.)
Solange man trotzdem gezwungen ist, die Videos in 2 (oder mehr) Versionen anzufertigen bringt die Aktion wenig... denn im Gesamtkontext ist aller Videofähigen Ausgabemedien ist hat Google Chrome kaum Gewicht
Basti ¶
12. Januar 2011, 11:57 Uhr
Der Hauptkritikpunkt der sogenannten Apple-Fans ist nicht Google's Doppelmoral in Bezug auf Flash, sondern dass sie mit dieser Aktion, gekoppelt mit dem ungebrochenem Bundling von Flash mit Chrome, Entwickler aktiv dazu treiben H.264 mit Flash anstatt HTML5-Video zu benutzen. Doppelt encoden und abspeichern dauert doppelt so lang und ist doppelt so teuer. Falls dem so ist, wäre das ein Rückschlag für HTML5 Video und ein Etappensieg für den Erhalt von Flash. Also genau das Gegenteil von dem was zu hier als Ziele und mögliche Ergebnisse ankündigst.
Peter ¶
12. Januar 2011, 12:01 Uhr
Chrome als Browser hat sicher wenig Gewicht, aber Google selbst (inklusive Youtube) schon.
Peter ¶
12. Januar 2011, 12:04 Uhr
Zitat Basti:
Das ergibt keinen Sinn. Doppelt encoden und hochladen ist bei HTML5-Video der Ist-Zustand. Daran ändert sich durch Googles Schwenk erst mal nichts, nur für die Zukunft,in der dann ein Video (ein WebM-Video) reicht, werden die Weichen gestellt.
Thomas ¶
12. Januar 2011, 12:08 Uhr
Zitat Peter:
Dann müsste Google auch bei Youtube auf H264 verzichten (und konsequenter Weise auch auf Flash). Das wird aber in Absehbarer Zeit wohl nicht passieren, vor allem weil die Flash-Videos ja auch H264 nutzen...
Markus Schlegel ¶
12. Januar 2011, 12:13 Uhr
Zitat Basti:
Grundsätzlich valider Punkt, aber Adobe hat schon angekündigt, WebM-Support in Flash einzubauen. Damit entfällt dieses Argument.
Peter ¶
12. Januar 2011, 12:27 Uhr
Zitat Thomas:
Die müssen da gar nicht sofort auf H.264 verzichten, ich denke da reicht langfristig das bloße Bedrohungspotenzial :) Und was hat Flash damit zu tun (sieht man mal davon ab, dass Flash, wie Markus ganz richtig sagt, WebM implementieren wird)? Es geht hier nur um HTML5-Video und dass jetzt alle zurück zu Flash wechseln wollen, kann doch niemand ernsthaft glauben.
Basti ¶
12. Januar 2011, 12:28 Uhr
Zitat Markus Schlegel:
Grundsätzlich valider Punkt, aber Adobe hat schon angekündigt, WebM-Support in Flash einzubauen. Damit entfällt dieses Argument.
Welches Argument entfällt womit? Wie hilft mir Adobes Entscheidung dabei, weniger enkodieren und speichern zu müssen?
Basti ¶
12. Januar 2011, 12:30 Uhr
Zitat Peter:
Aber HTML5-Video ist nicht der Ist-Zustand. Es geht nicht ums zurückwechseln auf Flash, sondern ums Verhindern, dass mehr Leute HTML5-Video benutzen.
Peter ¶
12. Januar 2011, 12:37 Uhr
Ich verstehe das nicht. Erkläre bitte :(
Markus Schlegel ¶
12. Januar 2011, 12:49 Uhr
@Basti: Ne, jetzt verstehe ich es auch nicht mehr. Aber ich kann noch mal meinen Punkt verdeutlichen:
Soweit ich verstanden habe, meintest du, dass Chromes Kombination: kein HTML5 plus H.264 aber Flash plus H.264 dazu führt, dass Publisher immer noch in H.264 und WebM kodieren, aber für Chrome auf Flash zurückgreifen müssen. Ich halte dagegen und sage: Publisher könnten in Zukunft viel einfacher nur mit WebM kodieren – damit die native Unterstützung von Mozilla & Google in Anspruch nehmen – und für andere Browser den Flashfallback nutzen.
Basti ¶
12. Januar 2011, 13:12 Uhr
Zitat Markus Schlegel:
Sorry, aber das ist realitätsferner Unsinn. "Immer noch"? Welche Publisher bieten denn heute bitte WebM an? Nichtmal Youtube hat alle Videos in WebM verfügbar. Plus, in einer rosigen Zukunft *nur* mit WebM anbieten ist reine Utopie. Es gibt keinen Flashfallback auf nahezu allen heute verfügbaren mobilen Systemen, und die Zukunft sieht nicht viel anders aus. Wo soll denn dieses von Peter ins Feld geführte "Bedrohungspotenzial" bitte herkommen? Von Chrome und Firefox alleine? Auch Microsoft wird so schnell nicht auf H.264 verzichten.
Außerdem: wäre eine Zukunft mit einem einzigen Videoformat überhaupt wünschenswert? Wie soll dann Innovation stattfinden? Eigentlich sollte der Browser überhaupt nicht dafür verantwortlich sein, sondern alle auf dem System installierten Codecs unterstützen. Soweit ich das überblicke, gehen die Pläne bei Microsoft auch genau in diese Richtung.
Basti ¶
12. Januar 2011, 13:24 Uhr
Nur nochmal zum Verständnis: mobile Geräte und deren Hardwareunterstützung waren bei der bisherigen Adoption von HTML5-Video der mit großem Abstand wichtigste Faktor. Praktisch alle großen Sites, die umgestellt haben, haben das nur getan um Video auf iOS und anderen mobilen Systemen zu unterstützen. Ich sehe einfach nicht, dass in Zukunft die Mehrheit der mobilen Geräte hardwarebeschleunigtes WebM unterstützt, und solange das nicht der Fall ist, muss man für die WebM-only-Browser entweder doppelt enkodieren und speichern oder eben Flash-Fallback nutzen.
Peter ¶
12. Januar 2011, 13:33 Uhr
Zitat Basti:
Das geht heute schon mithilfe des
object
-Elements. Beziehungsweise es geht de facto nicht, weil eben kaum zwei Rechner auf diesem Planeten die gleichen Codecs sporten. Gerade dieses Problem soll HTML5-Video ja lösen.Zitat Basti:
Warum siehst du das nicht? Und ist es deiner Meinung nach realistischer, dass irgendwie H.264 seinen Weg in alle Browser findet? Ich hab glaube ich so grob eine verstanden was deine Kritikpunkte sind, aber was für eine Zukunft schwebt dir vor?
Robert Agthe ¶
12. Januar 2011, 14:07 Uhr
Das einzige was Google damit erreicht hat, ist das Entwickler ein Grund mehr haben auf Flash als Fallback zu setzen oder HTML5 Video komplett aussen vor zu lassen. Warum unsicheres HTML5 Video nehmen, wenn Flash doch eh alles kann.
Die HTML5 Seite stärkt man in dem man MEHR Codecs unterstützt und nicht WENIGER. So sehr ich auch ein offenes Format vorziehe, aber das ist für mich ein Schuss in den Ofen.
Peter ¶
12. Januar 2011, 14:19 Uhr
Alle anderen Browser unterstützen auch nur ein Format und haben deutlich gesagt, dass sie das nicht ändern werden. Wenn die anderen das dürfen (ohne dass sich jemand darüber aufregt), darf Google das auch.
Robert Agthe ¶
12. Januar 2011, 14:27 Uhr
Was nicht bedeutet das es richtig ist. Flash unterstützt so ziemlich jedes Format = Full Win. Chrome war für mich bisher DIE Hoffnung das sich Webkit unter Win durchsetzt. Jetzt helfen die Adobe Flash einen zweiten Frühling zu bescheren. *facepalm*
Peter ¶
12. Januar 2011, 14:36 Uhr
Wieso kommt Flash jetzt wieder? Haben bisher alle HTML5-Video nur mit H.264 verwendet? Dann lief das aber nicht in Firefox und Opera. Und wenn das jetzt ein weiterer 5%-Browser nicht mehr unterstützt ist das wirklich so erheblich?
Unabhängig davon: Wie sollen Browser vom Schlage Firefox oder Opera H.264 unterstützen? Wie soll das funktionieren? Die können sich doch nicht auf gut Glück von der MPEG LA abhängig machen, die von deren direkter Konkurrenz kontrolliert wird.
Robert Agthe ¶
12. Januar 2011, 15:01 Uhr
Erheblich ist das nicht. Chrome wird dadurch einfach zu einem weiteren Browser in dem der h.264 Flash Fallback greift. Und dadurch werden auch die offenen Videoformate geschwächt, weil man einfach h.264 einsetzt und auf den Flash Fallback in den 5% Browsern setzt. Und das find ich schade.
Peter ¶
12. Januar 2011, 15:08 Uhr
Zitat Robert Agthe:
Warum? WebM läuft out of the Box in Firefox, Chrome und Opera, sowie nach derzeitigem Stand in IE9 und Safari wenn der Codec lokal installiert ist. H.256 läuft nur in IE und Safari. Da hat doch ein WebM-Video insgesamt bessere Chancen nativ abspielbar zu sein ein ein H.264-Viodeo.
Peter ¶
12. Januar 2011, 15:09 Uhr
Oder sagen wir besser: es hätte bessere Chancen. Das ist ja alles noch Work in progess.
Schepp ¶
12. Januar 2011, 15:26 Uhr
Lasst Google mal machen. Von deren letzten Paukenschlag in Sachen Codecs haben gerade die H.264-Fans am meisten profitiert (nämlich in Form der Verlängerung der kostenfreien Nutzung des Codecs). Es muss bei Apple, Microsoft und der MPEG LA anscheinend ja immer mit dem Holzhammer gearbeitet werden.
Robert Agthe ¶
12. Januar 2011, 15:36 Uhr
ja aber wer setzt den heute schon WebM ein? Und selbst wenn ist es nicht Hardware beschleunigt. Und welcher Anbieter will schon sein Videosortiment komplett umkodieren um dann wieder nur Software beschleunigt (also quasi flash) in einem der 5% browser wiedergegeben werden zu können?
Wie gesagt Auswirkungen wird es meiner Meinung nach keine haben. Nur für Chrome User eben, wie mich, die dann nen Flashfilmchen angucken dürfen. Für mich heisst das entweder ich akzeptiere Flash oder ich nutze wieder Safari.
Robert Agthe ¶
12. Januar 2011, 15:37 Uhr
Achso, ich fänd einen offenen hardware beschleunigten Codec übrigens toll :) Bin kein h.264 Fan.
Javos ¶
13. Januar 2011, 02:24 Uhr
Was mich ein bisschen an der Sache stört, ist, dass man derzeit doch im Endeffekt Flash einsetzen MUSS, damit Videos auf möglichst vielen Systemen laufen können. Wie kann man mit Offenheit argumentieren, wenn FLASH im Spiel ist? HTML5-Video macht wenig Sinn, wenn jeder Browser sein eigenes Süppchen kocht, dementsprechend war h264 ein guter gemeinsamer Nenner, denn zumindest alle WebKit-Browser und so gut wie alle modernen Mobilbrowser unterstützen h246. Wieso schießen sich die ach so offenen Browser auf ein Adobe Produkt, wie soll HTML5 Praxis werden, wenn der Aufwand und die Kosten für HTML5-Video wesentlich höher sind als für eine Flash-Lösung?
Sorry, aber ich sehe Googles genauso wie Mozillas Politik in Sachen HTML5-Video-Unterstützung SEHR fortschrittshemmend…
Peter ¶
13. Januar 2011, 10:17 Uhr
Zitat Javos:
Aber schau doch mal: Apple und Microsoft (die direkte Konkurrenz von Google und Mozilla) sind Mitglieder der MPEG LA. Willst du wirklich von Google und Mozilla verlangen, sich komplett deren Wohlwollen auszuliefern? Was, wenn die die, sobald H.264 sich als HTML5-Videoformat durchgesetzt hat die ohnehin schon obszönen Lizensierungskosten versiebenfachen?
Gerrit ¶
13. Januar 2011, 10:24 Uhr
Das ist doch Unsinn! Wer heutzutage (und damit sage ich: seit ca. Anfang 2010) Videos selber hostet (und diese kostenlos anbietet wie bei 99% der Fall), bietet sie selbstverständlich nur in H.264 an. Die Anzahl der realitätsnahen WebM- oder Theora-Codierprogramme hält sich in Grenzen. Ich wüsste derzeit, ehrlich gesagt, gar nicht, wie ich ein WebM-Video erstellen könnte!
Alle Browser bis auf IE und Firefox konnten H.264 bisher nativ abspielen, diese beiden anderen brauchten Flash-Fallback. Nun reiht sich Chrome freiwillig in die Reihe von IE und Firefox ein. Ist das wirklich eine gute Gesellschaft?
Irgendwie geht’s, wie so oft, um Idealismus vs. Pragmatismus. Google ist auf der einen Seite pragmatisch (weils es Flash behält), auf der anderen Seite idealistisch (weil es H.264 droppt).
Was mich ebenfalls nervt: Es wird so getan, als sein WebM ausgereift und cool und würde ohne Ende performen. Letztlich muss man mir dafür erst einen Beweis liefern. Auch ist längst nicht geklärt, ob nicht doch patentierte Ideen drinstecken.
Gerrit ¶
13. Januar 2011, 10:46 Uhr
Und überhaupt: Wie kann man von einer Verbesserung sprechen, wenn ein Browser erst beide Codecs unterstützt, und dann ohne (finanzielle) Not einen wegstreicht?
Ich würde es selbstverständlich begrüßen, wenn Safari und IE9 auch WebM und Theora unterstützten! Mehr Codecs = mehr gut! Weniger Codes = mehr schlecht!
Peter ¶
13. Januar 2011, 10:46 Uhr
Zitat Gerrit:
Da kann ich helfen! Das ist ein praktisches, kostenloses, Mac- und Mac-User kompatibles Tool und mittlerweile auch schon fast ein Jahr alt.
Wieso nicht? Sind die giftig? Beides (der IE jedenfalls in der 9er-Version) sind Browser auf der Höhe der Zeit.
Falsch, es geht um Geld. Und zwar mehrere Millionen pro Jahr, die Microsoft und Apple von den anderen Browserherstellern einsacken wollen.
Flash hat mit dieser Sache nichts zu tun.
Es ist überhaupt nicht notwendig, dass WebM jetzt ausgereift ist. Wichtig ist, dass eine zukunftssichere Wahl ist. Das ist wie mit HTML5. Aber wenn dich die Performance interessiert, die Entwicklung scheint dort ziehmlich rapide voranzukommen.
Stimmt, das könnte theoretisch sein. Ich kenne aber auch einen Codec, bei dem das ganz sicher der Fall ist und der deshalb sicher keine Alternative darstellt.
Peter ¶
13. Januar 2011, 10:50 Uhr
Zitat Gerrit:
Das ist natürlich eine Weichenstellung für die Zukunft, keine rein technische Verbesserung. Ich denke auch nicht, dass irgendjemand das behauptet hat.
Warum soll doppelt Moppeln das bei Codecs gut und bei anderen Webstandards schlecht sein?
Gerrit ¶
13. Januar 2011, 11:03 Uhr
Zitat Peter:
Wir haben damit vor ein paar Monaten so gemischte Erfahrungen gemacht... Aber vielleicht hat sich das ja gebessert...
IE9 ist noch nicht draußen. Der Firefox ist inzwischen üble Bloatware und nicht mehr empfehlenswert für den Normalanwender. Ich empfehle seit Monaten eigentlich immer Chrome für Windows-Nutzer. Bis gestern ;-)
Ach komm, die paar Milliönchen machen nun für Apple und Microsoft nicht den Kohl fett! Und Google zahlt das aus der Portokasse. Und Google füttert Mozilla ja ebenfalls durch!
Bisher hat mich noch keine einzige Begründung überzeugt, warum Flash damit nichts zu tun haben soll!
Gerrit ¶
13. Januar 2011, 11:06 Uhr
Zitat Peter:
Da man sich ja offenbar auf keinen einheitlichen Codec in der Spec einigen konnte, ist es besser, mehrere zuzulassen als gar kein video-Element zu spezifizieren.
Übrigens: Ist Ian Hickson nicht bei Google angestellt? Hätte der nicht die diktatorische Macht, WebM in HTML5 festzuschreiben? Nur mal so als polemische Frage?
Peter ¶
13. Januar 2011, 12:04 Uhr
Zitat Gerrit:
Aus der Beta lässt sich ablesen, dass das ein sehr anständiger Browser sein wird. Glaub mir, ich hab die letzten Wochen nichts anderes gemacht als den auf Herz und Nieren zu testen. Der taugt was.
Aber schau doch mal: Apple und Microsoft (die direkte Konkurrenz von Google und Mozilla) sind Mitglieder der MPEG LA. Willst du wirklich von Google und Mozilla verlangen, sich komplett deren Wohlwollen auszuliefern? Was, wenn die die, sobald H.264 sich als HTML5-Videoformat durchgesetzt hat, Lizensierungskosten versiebenfachen? Was ist mit kleineren Browsern, wie den vielen Firefox-Derivaten?
Wenn Mozilla in Zukunft 7% seiner gesamten Mittel nur für die MPEG LA aufwenden muss wird sich das auch nicht ändern.
Flash ist eine stabile Technologie, die seit Jahrzehnten für alle Arten von Inhalt im ganzen Web verwendet wurde. HTML5-Video wurde bisher von ein paar early adopters verwendet, den jederzeit klar war, dass sich die Dinge rund um HTML5 ändern können – beziehungsweise in Sachen Codecs ändern mussten. Ich finde schon, dass da ein Unterschied besteht. Vor allem ist das eine (Flash) eine Frage der Abwärtskompatibilität und das andere (HTML5-Video) eine Weichenstellung für die Zukunft.
Wer verlangt, das Video-Element nicht zu spezifizieren? Wo hast du das her? Und dass man sich auf nicht auf einen Codec einigen konnte, ist bisher richtig. Aber vielleicht ändert sich das ja jetzt?
Er könnte es reinschreiben, aber wenn es einige WHATWG-Members und große Browserhersteller nicht implementieren (Apple, Microsoft) würde er es wieder herausnehmen müssen. Commit, then review – so läuft das da.
erlehmann ¶
13. Januar 2011, 12:40 Uhr
Zitat Gerrit:
Ach Gerrit, das ist lächerlich. „Das ist Pragmatismus!“ ist ein häufiges Totschlagargument, das Leute benutzen, die nicht über spezifische moralische Fragen nachdenken können oder wollen, um jene, die die Fähigkeit oder (viel öfter) den Willen dazu haben, zu diskreditieren.
Wenn Richard Stallman sich vor der Veröffentlichung der GPL3 mit Firmen berät, dann ist das pragmatisch. Wenn Mozilla keine Millionen an Nazigold an die Patentmafia zahlt und Alternativen bietet, ist das pragmatisch. Wenn sich andere Browserentwickler von Apple und Microsoft herumkommandieren lassen, ist das jedoc schlicht faul und/oder feige — sie befinden sich immerhin technisch mindestens auf Augenhöhe.
Gerrit ¶
13. Januar 2011, 12:44 Uhr
Ah, Godwins Law! Bereits bei Kommentar 35. Das zeugt von der Brisanz des Themas! ;-)
Peter ¶
13. Januar 2011, 13:07 Uhr
Für einen lupenreinen Godwin muss man die Gegenseite mit den Nazis vergleichen:
Das Argument von erlehmann hat so seine Richtigkeit. Mit „Pragmatismus“, „Sachzwängen“ und „Alternativlosigkeit“ lässt sich so ziemlich alles rechtfertigen.
erlehmann ¶
13. Januar 2011, 13:34 Uhr
Dabei versuchte ich ja nur, ein bisschen polemisch zu sein, Fefe-Style. Spaß beiseite, „Ideologie vs. Pragmatismus“ ist ein Kategorienfehler; bei Ideologie geht es um Ziele, bei Pragmatismus um Methoden.
Gerrit ¶
13. Januar 2011, 13:37 Uhr
Wir werden das am Montag mal im Podcast in Ruhe diskutieren, wie? Freue mich drauf, überzeugt zu werden!
non ¶
13. Januar 2011, 17:36 Uhr
Einfach kaum zu glauben. Es gibt tatsächlich Leute die darüber traurig sind, dass H.264 immer mehr an Bedeutung verliert. Meistens nur weil momentan der Missstand besteht, dass es stärker verbreitet ist und geringfügig bessere Qualität liefern kann (nicht muss).
Ich frage mich jedes mal wenn ich solche Meinungen lese ob diese Leute wirklich auch mal weiter als "hier und jetzt" denken und was dies bedeuten würde, wäre H.264 wirklich der Standard.
Ob ihnen klar ist was es bedeuten würde wenn Teile des freien Internets auf einmal unfrei wären in dem sie praktisch völlig willkürlich von einer Organisation gelenkt werden könnten. In diesem Fall wäre es die immer mehr an Bedeutung gewinnende Videoübertragung die völlig in der Hand der MPEG LA liegen würde.
Dies würde unter anderem bedeuten, dass man gezielt jeden der nicht genug zahlt oder den man wie die Konkurrenz der Mitglieder unangenehm findet einfach aussperren kann. Auch kann man wie viel gezahlt werden soll beliebig in die Höhe treiben.
Das Ergebnis wäre dann wohl, dass viele Benutzer das Internet in Teilen gar nicht mehr nutzen können, sofern sie nicht bestimmte Software/Geräte benutzen. Dies würde etliche andere Probleme aufwerfen und all das ohne einen wirklichen Mehrnutzen für die Zukunft zu bringen nur weil es heute vielleicht für einige der angenehmere Weg ist.
Aber nicht nur für die Nutzer wäre das ein Problem sondern auch für die Betreiber. So könnten vor allem dank zu hoher Lizenzkosten oder schlichter Ablehnung kleine und mittlere aber nicht nur ausschließlich diese dazu gebracht werden, dass sie ihre Projekte ganz oder zumindest in Teilen nicht mehr anbieten können weil das ganze zu einem Minus Geschäft wird oder es einem gar nicht mehr gestattet wird (Ausschluss).
So könnte Microsoft wenn sich H.264 durchsetzen würde, auf die Idee kommen ein Videoportal zu starten und Google die Lizenzierung (/ Lizenzverlängerung) zu verwehren, wodurch Youtube als extremes Beispiel von Heute auf Morgen tot wäre.
Die einzigen die von H.264 wirklich profitieren ist die MPEG LA und deren Mitglieder, zum Beispiel Apple, welche schließlich aber auch nur das Beste wollen.
Wer denkt, dass dies keine reale Gefahr ist oder die MPEG LA und deren Mitglieder (z.B.: Microsoft / Apple) so etwas nicht wirklich tun würden, der sollte vielleicht ein bisschen in der Vergangenheit suchen, denn solches oder ähnliches Verhalten wäre keine Ausnahme.
Das ganze geht weit über reine "Ideologie" hinaus und ist sehr wohl "pragmatisch" begründet um dies zu erkennen erfordert es aber jedoch weit mehr als über den jetzigen IST Zustand hinaus zusehen.
Max Adler ¶
18. Januar 2011, 22:03 Uhr
Hmmm... In einigen Dingen lässt Google eigentlich immer ganz gerne seine Marktführerschaft in Form von Arroganz raus. Merkwürdig finde ich es zum Beispiel, dass sie mit Chrome die Weltherrschaft übernehmen wollen, sich aber bewusst gegen RSS-Feeds sträuben. Teilweise echt irre, was da abgezogen wird. Grüße