Lang genug hat es gedauert bis sich endlich mal wieder eine sogenannte Qualitätszeitung an meinem geheimen Lieblingsthema verschluckt, aber die FAZ ist zum Glück so frei und schenkt uns den Artikel Counterstrike: Hotzenplotz im Hinterhalt
. Und wahrlich, ich sage euch, es ist ein Prunkstück von einem Artikel! Sehen wir und einmal den Anfang an:
Um drei Uhr nachts wird es zappenduster. Erwischt, Kopfschuss von hinten. So schnell geht das also. Der Gegner entfernt sich im Laufschritt, dann ist es ruhig. Die Hände, die noch auf Computermaus und Tastatur ruhen, sind schwitzig, Counterstrike setzt Adrenalin frei. Am Freitagabend ist das Wochenende noch jung. Eigentlich ein klassischer Ausgehabend, aber manche amüsieren sich lieber daheim. Mit »Killerspielen«: Counterstrike, Doom, F.E.A.R., den Ego-Shooter-Spielen, die viele nur vom Hörensagen kennen.
Autor Rainer Schulze muss unter einem Stein hausen und glaubt offenbar, seine Leser würden dies auch tun. Counterstrike und Doom kennt man nur vom Hörensagen? Natürlich! Es ist ja nicht so, dass seit Jahren nach jeder Schulschießerei erst mal vier Monate lang debattiert würde, wie man dem grässlichen Gemetzel beikommen könnte - wohlgemerkt dem Gemetzel im PC, nicht dem in der Schule. ZDF und ARD zeigen regelmäßig Spielszenen und kommentieren diese auf kreative Art und Weise, die Zeitungen sind voll von Screenshots. Allein Herr Schulze und die FAZ-Leser haben nicht mehr als eine diffuse Ahnung um was es geht.
Was soll man von einem Zeitungsartikel halten, in dem Autor schon im allerersten Absatz offenbart, nicht einmal in Ansatz zu wissen von was er schreibt? Vermutlich nicht viel, allerdings lässt man das den Killerspiel-Berichterstattern immer wieder durchgehen. Man stelle sich vor im Wirtschaftsressort würde ein Artikel so eröffnet:
Bundeswirtschaftsminister Michael Glos, den meisten weitgehend unbekannt, traf sich gestern in Pakistan mit George W. Bush um…
Der Verantwortliche würde sich zum Gespött der Öffentlichkeit machen, dabei hätte er in diesem Falle nicht mal gelogen, denn der arme Herr Glos ist nun wirklich nicht gerade ein Publikumsliebling. Aber er spielt keine Killerspiele!
Gefunden habe ich dieses journalistische Prachtstück, das wohl eine Art bizarrer Erfahrungsbericht sein soll, bei Thomas Knüwer dessen Kommentar zu dem ganzen Gerödel ebenfalls absolut lesenswert ist.
Und warum werden bis zum heutigen Tage alle Killerspiel-Artikel in den einschlägigen Zeitungen mit dem Uralt-Counterstrike illustriert, das dann auch noch gern als extrem realistisch
angepriesen wird? Das Spiel basiert auf über 10 Jahre alter Technologie und sieht - machen wir uns nichts vor - aus wie Rotz. Wundern sich die von der Realität abgekoppelten Zeitungen wirklich, dass ihnen die Leser in Scharen entfliehen?
Postscriptum:
Sie treffen sich auf Spielservern, tauschen Botschaften aus, töten einander mit Grußwort:
Peng, du bist tot!
Zu meiner Zeit sagte man noch einfach rofl 0wned noob
. Haben etwa Grammatik und Satzzeichen Einzug in Ingame-Chats gehalten ohne dass ich etwas davon mitbekommen habe?
Ich geh mal 'ne Runde Starcraft spielen intergalaktische Killerkriegssimulationen konsumieren.
Kommentare (1)
neff ¶
24. August 2007, 18:39 Uhr
Tja was soll man da sagen? Das Glück ist mit den Dumemn?
Oder eben nicht.
Komme grade von der GamesConvention auf der auch diverse Voträge zum Thema Gewalt in Computerspielen gehalten wurde und man konnte sich endlich mal davon überzeugen, dass so ein Thema auc hprofessionell bearbeitet werden kann.