Nachdem ich, einem anstrengenden HTML5-Workshop in Berlin sei dank, Freitag Nacht im Halbschlaf aus einem verspäteten Zug fiel und bis auf die Sportschau den kompletten Samstag verschlafen hatte, war mir der 1. Mai auch egal und ich hatte Zeit und Muße mir die neue Ubuntu-Version Natty Narwahl vorzunehmen. Im Gegensatz zu den meisten bis her an mir vorbeigescrollten Kommentaren finde ich das Gesamtwerk auch nicht fundamental missraten, wenngleich es natürlich wie immer ein paar Tweaks anzubringen gilt. Dazu empfohlenes Lesematerial:
- Things To Tweak / Fix After Installing Ubuntu 11.04 Natty Narwhal
- 10 things to do after installing Ubuntu 11.04
Eigentlich sollte jeder Ubuntu-Nutzer die beiden verlinkten Blogs abonniert haben. Verglichen mit dem Gewurste das man vor ein paar Jahren noch bei einer neuen Version am Hals hatte, lief das Update bei mir problemlos durch und so gut wie alles funktionierte vom Start weg. Die einzigen beiden ernsthaften Problemfälle (Transmission ließ sich nicht starten bzw. zeigte nach dem Start kein GUI und Virtual Box heulte wegen irgendwelcher Kernel-Module herum) ließen sich durch eine Neuinstallation der betroffenen Programme beheben. Kleinere Ärgernisse, die übrig blieben:
- Der Home-Launcher in Unity ist so nutzlos, dass man ihn dringend zu einem Places-ähnlichen Menü umbauen sollte. Solche Quicklists kann man auch für andere Sachen anlegen.
- Unity zeigt von Haus aus nur für ausgewählte Applikationen Symbole im Systray, wobei mir insbesondere Truecrypt fehlte. Die Systray-Whitelist lässt sich allerdings bequem erweitern, wenn man weiß wie.
- Skype gehört in das Messaging-Menü verfrachtet
- Es gibt offenbar keinen Indicator-Ersatz für das Zeichenpalette-Panel-Applet von Gnome. Wer so etwas programmiert bekommt von mir ein bis drei Bier!
Soweit ich es beurteilen kann, funktioniert bei mir auch Unity so wie es soll. Ganz daran gewöhnt habe ich mich noch nicht, aber ich denke es könnte etwas daraus werden. Dass es noch etwas nachreifen muss, ist bei einer so neuen Software kein Wunder, aber das Konzept hat was. Das Ziel, mehr Platz auf dem Bildschirm zu schaffen, wird auf jeden Fall erreicht – das Interface ist unfasslich kompakt, was sich auf Netbooks o.Ä. sicher auszahlen wird. Man schaue sich nur an, wie viel Platz hier ist:
Für den mit mehr als 2 Applikationen gleichzeitig arbeitenden Poweruser am Desktop, der eigentlich keine Platznot hat, wirkt Unity allerdinds etwas umständlich, da man weniger verschiedene Programme auf einen Blick erfassen kann. Die vielen neuen Tastenkombinationen (bei deren Verinnerlichung dieses Wallpaper helfen könnte) dämpfen das Problem, können es aber auch nicht aus der Welt schaffen. So verbleibe ich zumindest auf dem Desktop beim klassischen Gnome-Interface – nicht weil mir Unity nicht zusagen würde, sondern weil es Problem löst, dass ich nicht habe.
Kommentare (11)
Hayungs ¶
2. Mai 2011, 08:56 Uhr
Klingt ganz so, als wäre Linux immer noch nichts für mich.
Matthias Mees ¶
2. Mai 2011, 08:57 Uhr
Ich war anfangs auch skeptisch gegenüber Unity, muss aber sagen, dass die Version aus Natty schon deutlich benutzbarer als die in Maverick ist.
Tastaturkürzel sind (noch?) unerlässlich, genauso wichtig ist beim Testen aber, einfach mal offen für neue Konzepte zu sein. Ich habe z.B. einen halben Tag lang etwas vermisst, womit ich zwischen laufenden Programmen wechseln kann, bis mir aufging, dass das ziemlich gut über Exposé geht.
Schade ist natürlich, dass sich bislang nur die vermeintlich wichtigsten Applikationen gut in Unity integrieren (Stichwort Messaging Menu) -- das heißt bei Mailclients aus Ubuntu-Sicht z.B. anscheinend Evolution, nicht aber Thunderbird oder Claws, bei Kommunikation zwar Empathy, nicht aber Skype usw. Ich vermute aber, dass es gerade in diesem Bereich recht bald zig Lösungen per PPA geben wird.
Ben ¶
2. Mai 2011, 09:03 Uhr
Danke für die Quellen-Tipps! Auch wenn ich aus den bereits per Twitter erwähnten Gründen erst einmal bei Ubuntu Classic bleiben werde, habe ich mir mal die beiden Blogs in den Feedreader gepackt und Nautilus-Elementary installiert, was mal ziemlich cool ist.
Oliver ¶
2. Mai 2011, 09:31 Uhr
Mir geht es nach zwei Tagen mit Unity ähnlich und ich habe zurück zu Gnome gewechselt. (Auf meinem Desktop PC) Die Gründe sind bei mir folgende:
- Bei Benutzung von mehren Arbeitsflächen sehe ich nicht mehr, wenn ein Fenster in einer anderen Arbeitsfläche einen Fokus bekommen hat (Bsp: Skypefenster bei denen der Gesprächspartner etwas geschrieben hat.) <- Das ist für mich schon ein Totschlagargument
- Es gibt noch einen Bug, bei dem Indicator Icons auf einmal auf 1px schrumpfen. Eine Lösung habe ich nicht gefunden
- Das Whitelisting für neue Indicator Icons ist möglich, aber ehrlich gesagt zu umständlich gelöst (Jetzt kein großes Problem, aber einfach nicht komfortabel)
Auf dem Netbook bleibt Unity allerdings drauf. Der Platzgewinn wiegt da einfach zu groß.
Peter ¶
2. Mai 2011, 10:20 Uhr
Zitat Matthias Mees:
Das geht in der Tat „ziemlich gut“, aber (für meine Bedürfnisse unter Büro-Gefechtsbedingungen) nicht gut genug, da hat die gute alte Taskleiste noch Vorsprung. Aber vielleicht kriegen die das noch irgendwie auf die Reihe.
Nico ¶
2. Mai 2011, 11:51 Uhr
Danke für die Links. Der erste Link sieht ziemlich hilfreich aus, sorgt bei Opera 11 jedoch bei mir dafür, dass die CPU-Belastung um 10%-Punkte nach oben schnellt und Opera alle 5 Sekunden kurz einfriert (auch wenn der Tab im Hintergrund ist!).
erlehmann ¶
2. Mai 2011, 12:59 Uhr
Hmm, hat jemand von euch das mal mit GNOME 3 verglichen?
Matthias Mees ¶
2. Mai 2011, 13:18 Uhr
Zitat Peter:
Sehr irritierend finde ich das Wechseln zwischen einzelnen Fenstern oder Arbeitsflächen per Tastatur, weil ich von Gnome her noch gewöhnt bin, dass Arbeitsflächen nebeneinander angeordnet sind. Da könnte sich noch man jemand etwas Schlaues ausdenken.
Marco ¶
2. Mai 2011, 15:12 Uhr
Zitat Hayungs:
Wieso?
Ist von allen Oberflächen, die ich kenne, die beste und fortschrittlichste die es gibt.
Sacha Storz ¶
2. Mai 2011, 17:40 Uhr
Ich bin nach dem Update sofort auf Gnome zurück. Unity mag toll sein, wenn man sich 2-3 Tage Zeit nimmt, die hab ich aber nicht. In Gnome weiß ich genau, was wie wo wann warum ich machen muss -- dabei muss es erst mal bleiben.
rittiner & gomez ¶
3. Mai 2011, 20:05 Uhr
wir sind echt begeistert von unity, läuft alles wie geschmiert.