Die neueste Ubuntu-Version ist raus und nach zwei Tagen Bastelei läuft alles wie geölt. Zunächst hatte ich mich lange gewundert, ob es denn gewollt ist, dass ich kein Gwibber-GUI zu Gesicht bekam, der Service im Hintergrund aber lief. Tatsächlich ist das unsichtbare GUI ein Bug, der dann auftritt, wenn man eine Systemschriftgröße verwendet, die keine ganze Zahl ist (also z.B. 10,5). Bis ein Patch da ist also einfach die Schriftgröße anpassen. Ebenfalls ein Stolperstein ist, dass (manchmal?) PHP in den durch mod_userdir Benutzervezeichnissen nicht funktioniert. Das ist allerdings nur eine Sache der Konfiguration und die Lösung ist im Wiki von Ubuntuusers.de nachzulesen. Aptana bedurfte einer einfachen Neuinstallation, bis es aufhörte mein System einzufrieren.

Das sind nach meiner bisherigen Erfahrung mit Lucid auch die einzigen echten Böcke, die mir ungekommen sind. An positiven Aspekten fällt vor allem die mittlerweile doch sehr gute Integration mit Ubuntu One auf. Nicht nur dass einem, sofern man möchte, automatisch Adressbuch, Bookmarks und Notizen in die Cloud gesichert werden, auch die Verzahnung mit dem System ist mittlerweile sehr fein:

Damit kann man doch arbeiten! Ich überlege mir mittlerweile ersthaft ob die 10 Dollar für 50 GB Cloud nicht eine Investition wert wären, so als zusätzer Datensicherungs-Safe mit überall-erreichbar-Bonus. Weniger gut arbeiten kann man mit der Tatsache, dass Canoical weiterhin beharrlich unfertige Programme zu Standard-Apps erhebt:

  • Empathy stinkt im Vergleich zu Pidgin weiter ab. Die Sounds sind Müll, das Programm sieht unfertig aus und die Features (jenseits der Anzahl der Protokolle) sind auch nicht gerade vielfältig.
  • Der vorgesehene Standard-Audioplayer Rythmbox, der auch den Ubuntu Music Store beherbergt, hat von Haus aus noch immer keinen Equalizer. Das muss man sich mal vorstellen!
  • Die Unfertigkeit von Gwibber haben wir bereits angesprochen

Aber man erkennt (anders als noch bei den Neuerungen von Ubuntu 9.10) durchaus auch Potenzial hinter dem Schaffen von Canonical. Der Ubuntu Music Store sportet eine überraschend respektable Auswahl DRM-freier Downloadware und die Idee hinter dem All-in-One-Applet ist gut. Evolution, Gwibber und Empathy verschwinden bei Bedarf völlig im Hintergrund und so ein übersichtlicher Tray hat durchaus was für sich. Und was die ranzigen Programme angeht, gibt es zumindest für den Audiobereich zwei Möglichkeiten:

  • Dieses Equalizer-Plugin für Rythmbox besticht durch seine Tauglichkeit. Alle anderen die ich bisher gesehen habe waren Dreck, dieses hier rockt.
  • Wer sich stattdessen den Music Store in Banshee holen möchte, kann sich ebenfalls eines Plugins bedienen (siehe Video)

Das repariert zwar Gwibber und Empathy noch nicht, aber irgendwie stören die mich in ihrer Ranzigkeit gar nicht mal so sehr – schließlich sehe ich sie, dem Panel-Applet sei Dank, kaum. So kann man es auch machen.

Summa Sumarum gefällt mir Lucid Lynx eigentlich ganz gut. Es startet schnell, die Neuerungen sind sinnvoll und für einen so versessenen System-Anpasser wie mich sind zwei Tage Bastelei bis zum Alles-Wie-Ich-Haben-Will-Status ganz schön wenig. Kann man mit arbeiten.