Wenn man über die Online-Durchsuchung oder den Bundestrojaner nachdenkt, fragt man sich vieles. Wie das ganze überhaupt gehen soll zum Beispiel. Warum unser geschätzter Bundesinnenminister das Ganze ungeachtet dessen trotzdem befördert ist mir jetzt klar: Der Mann scheint mir nicht die geringste Ahnung vom Internet überhaupt zu haben.
Bei Netzpolitik wurde ein Tonschnipsel gepostet, in dem sich Schäuble selbst als Mitglied der Generation Web 0.0 outet. Zitat:
Meine laienhafte Vorstellung, dass das Internet sowas ähnliches sei wie eine Telefonanlage, das stimmt eben lange nicht mehr [...] das wäre ja gar nicht gut, wenn der Präsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz ein Online-Experte wäre.
Besagter von mir frech gespiegelter Tonschnipsel:
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Welch eine Erkenntnis! Mit etwas Willen hätte man auch eher auf diesen Trichter kommen können. Man hätte einfach einen Hauptschüler fragen können. Der Minister selbst jedenfalls glaubt anscheinend, von einer Alltagstechnologie mit der Millionen umgesetzt werden, nichts wissen zu müssen. Und seine Untergebenen brauchen auch keine Ahnung zu haben, nein es wäre ja sogar schlimm wenn sie etwas wüssten.
Das Internet und eine Telefonanlage durcheinanderzubringen kommt dem Verwechseln eines Düsenjets mit einem Containerschiff gleich. Oder war diese Rede, wie Netzpolitik gnädig zu erkennen glaubt, nur ein kleines rhetorisches »verstoibern«?
Jedenfalls dürfte der Herr Schäuble weiterhin für seinen Bundestrojaner kämpfen. Denn nun ist das Internet nicht nur ein suspekter Hort der Kriminalität, sondern tarnt sich obendrein auch noch als Telefonanlage und erweist sich in Wahrheit als etwas doch eher Unbekanntes. Und was man nicht kennt, das gehört bekämpft.
Kommentare (5)
serious ¶
7. Juni 2007, 15:55 Uhr
ich bin echt froh, dass sich unsere politiker (at) nicht mit sowas blamieren. bei uns macht sich nur die ministerin für "gesundheit und familie" (oder so) lächerlich, indem sie gegen ihr eigenes amt arbeitet, aber das war sowieso im vorherein klar, dass die frau nix zambringt - und außerdem is sie sowieso ne ÖVPlerin (CDU/CSU bei euch) und sorgt so für eine nette verschiebung der umfrageergebnisse
Peter ¶
7. Juni 2007, 16:16 Uhr
Na, ob das gut ist, dass man bei euch geräuschlos den Überwachungsstaat einführen kann...
Wenn die Politiker ihre Unfähigkeit öffentlich demonstrieren, ist die Chance, dass sie rechtzeitig aufgehalten werden, doch noch am größten.
neff ¶
7. Juni 2007, 23:27 Uhr
Vielleicht sollten die Politiker Internet in der Öffentlichkeit verbieten oder die Öffnungszeiten weiter nach hinten legen.
Lexx ¶
8. Juni 2007, 11:04 Uhr
Kennt ihr schon www.informiert-wolfgang.de ? Weil die Totalüberwachung ja recht umfangreich sein wird, kann man jetzt mithelfen, den Herrn Schäuble zu informieren. Auf der Seite gibt es schon einige Vorlagen, die man Ausfüllen bzw. ausdrucken und an den Innenminister schicken kann, damit dieser immer weiß, was man gerade macht oder noch machen will. Wenn jeder mithilft und jeder jeden überwacht, ist das für ihn sicher eine enorme Arbeitserleichterung.
Peter ¶
8. Juni 2007, 11:48 Uhr
Das ist eine nette Sache, aber besonders aktuell oder bequem ist das Versenden solcher Schreiben ja nicht. Man müsste die Idee mit Micro/Mobileblogging koppeln und automatisieren.
Jeder Beitrag jedes Teilnehmers wird gespeichert, und wenn genug zusammen gekommen ist, wird eine automatische E-Mail mit wohlformuliertem Text versendet, in deren Anhang sich die gesammelten Verdachtsmomente befinden.
Vorteile: Es entgeht wirklich nichts und man kann auch per SMS sich und andere direkt vor Ort denunzieren. Das ist technisch sicher machbar.