Windows ist eine Pest. Es ist teuer, hässlich, über alle Maßen benutzerfeindlich, unsicher und unflexibel. Davon, dass es jeden aufrichtigen User behandelt als wäre er der letzte Raubkopierer, wollen wir gar nicht erst reden. Und für Apple gilt bekanntermaßen das gleiche, nur kostet der Spaß dann eben mehr.

Photoshop ist ein klarer Fall von Killer-Applikation. Gäbe es PS auch für Linux, hätten Bill und Steve einen Haufen User weniger. Nun, die gute Nachricht ist, die Windows-Version von Photoshop perfekt unter Linux zu betreiben ist mittlerweile ein Kinderspiel. Man hat sogar die Wahl zwischen zwei Varianten.

Variante A: WINE

Die Variante WINE wurde hier vor einiger Zeit schon mal halbernst besprochen. WINE (Abkürzung für WINE is not an Emulator) stellt eine Laufzeitumgebung für Windows-Programme zur Verfügung, die dann mehr oder minder klaglos unter anderen Betriebssystemen ihren Dienst verrichten.

Das ist alles altbekannt. Aber im letzten Monat gab es ein bemerkenswertes Update:

Wine 0.9.54 was released today, with the following main changes: Photoshop CS/CS2 should now work, please help us testing it.

[…]

Tatsächlich kann man seitdem nicht nur Photoshop installieren und ein paar Mal klicken bis der ganze Rechner abschmiert, sondern produktiv arbeiten. Ohne Probleme.

WINE

Wie man die neueste WINE-Version installiert, hat Benjamin Zimmer umfassend beschrieben. Danach muss man dann nur noch die Photoshop-CD ins Laufwerk werfen und installieren wie gewohnt. Ich verweise nochmal auf meinen leicht satirischen Beitrag zur Installation.

Nachteilig ist nur die zerpixelte Kleinstfont auf einigen Bedienelementen.

Variante B: VM

VM bedeutet Virtuelle Maschine. In der Praxis heißt das, dass ein Betriebssystem A einem Betriebssystem B vorgaukelt, es liefe direkt auf echter Hardware. Man kann also zum Beispiel Windows im Fenster ausführen. Und darin dann Photoshop installieren.

Virtuelle Maschine

Man kann natürlich auch den Vollbildmodus aktivieren, aber davon Screenshots zu machen wäre witzlos – wäre eben ein ganz normales Windows. Und weil es das ist, kann man dort auch ohne Probleme alles installieren was man möchte.

In Fall des Screenshots wird mit einem Programm namens VMware gearbeitet, dessen kinderleichte Installation und Verwendung erwähnt werden sollte. Im Wesentlichen muss man sich durch einen Assistenten klicken und zwischendurch die Windows-CD in das Laufwerk werfen. Im Einsatz kann man dann zwischen Windows und normalem Linux hin- und hertasken als wäre alles eins.

Und weil ich weiß, dass mir das niemand glaubt, habe ich ein Video davon gemacht. Man vergebe mir die grausige Qualität. Das ist eine uralte Digicam vom Aldi.

Link: sevenload.com

Man sieht aber ganz gut, dass man nahtlos hin- und her wechseln kann und dass der Rechner (Core2Duo mit 2GB RAM) der Belastung von 2 Betriebssystemen + 3D-Desktop + Photoshop + Aptana problemlos trotzt.

Der Nachteil dieser Variante ist, dass man damit dann eben doch Windows am Hals hat. Aber nur in sehr beschränktem Umfang, irgendwo auf einer virtuellen Partition im hintersten Winkel der Festplatte. Damit kann man leben.

Fazit

Also lieber Freunde von Bill und Steve: ich brauche aber Photoshop ist ab heute keine Ausrede mehr. Sowohl als VM als auch unter der WINE-Umgebung fluppt PS problemlos – ein gewisses Maß an Rechnerpower vorausgesetzt. Unter Linux genießt man dann photoshoppend die Vorteile hoher Sicherheit und größtmöglicher Anpassungsfähigkeit. So lässt es sich aushalten.

PS: Es muss auch nicht immer Photoshop sein. GIMP ist gut (und frei!), nur eben sehr sehr anders. Mit Videotutorials kann das aber alles lernen. Ich selbst kann bis dato wenig mehr, als damit Bilder verkleinern und schärfen, aber eines Tages…