Erschreckt habe ich kürzlich feststellen müssen, dass die erste Beta des Firefox 3.1 quasi schon vor der Tür steht. Feature Freeze ist bereits nächste Woche, am 19. August um genau zu sein! Ab dann werden keine neuen Features mehr aufgenommen und die erste Betaversion zum Testen wird erscheinen. Und so habe ich mich einmal spontan über die neue Version schlau gemacht; es folgen gesammelte und ausgewählte Erkenntnisse für uns Webdesign-Nerds.
Quellen für diesen Artikel sind Firefox3.1/Features aus dem Mozilla-Wiki und Firefox 3.1 for developers von Mozillas Entwickler-Plattform.
Audio und Video/HTML5
Firefox 3.1 kann HTML5. Zumindest beherrscht er die HTML5-Elemente <video>
und <audio>
, die genau das machen, was ihre Namen versprechen – einfaches Einbinden von Video- und Audiodateien. Praktischerweise baut der neue Feuerfuchs auch direkt die freien Codecs Theora und Vorbis ein. Ebenfalls nicht unerwähnt bleiben sollte, dass auch der Support für das <canvas>
-Element aufgerüstet wird.
Bis allerdings alle anderen Browserhersteller nachgerüstet haben, dürfte der praktische Nutzwert der vielen neuen Multimedia-Elemente zunächst gegen Null tendieren. Immerhin kann man dann mit dem FF 3.1 besser Wikipedia durchsurfen – dort ist OGG der Standard.
CSS3-Eigenschaften
Schon gewusst, dass es in CSS3 eine Maßeinheit ch
gibt? Ich auch nicht. Ein ch
soll dabei der Breite des Zeichens für die Null (0) in der gewählten Schriftart und aktuellen Schriftgröße entsprechen. Ich weiß nicht, wozu das gut sein soll, aber es steht in den Spezifikationen und der Firefox 3.1 wird’s können. Naja.
Mehr Freude bereitet da schon die Unterstützung für text-shadow
. Spätestens mit dem Erscheinen des FF 3.1 wird man mit dieser CSS-Eigenschaft umzugehen wissen, weil dann allein die Internet Explorer diese nicht beherrschen werden. Dazu sei kurz auf meinen kleinen Artikel zu Textschatten verwiesen. Ebenfalls schattig: box-shadow
, das vom FF 3.1 als -moz-box-shadow
implementiert werden wird.
Weitere nennswerte neue CSS-Eigenschaften im neuen Firefox sind word-wrap
(Umbruch zu langer Wörter erzwingen), border-image
(Rahmen mit Bildern aufpeppen) als -moz-border-image
und column-rule
(Eigenschaften zur Ordnung eines mehrspaltigen Layouts) als -moz-column-rule
.
CSS3-Selektoren
Die CSS-Selektoren werden ebenfalls aufgerüstet. Folgende bringt der Feuerfuchs 3.1 neu mit:
- :nth-child
- :nth-last-child
- :nth-of-type
- :nth-last-of-type
- :first-of-type
- :last-of-type
- :only-of-type
Für die werde ich sicher zeitnah noch einen Artikel schreiben, die sind teilweise etwas komplizierter.
Fazit
Kurz gesagt: Keine Weltneuheiten, aber ein wenig Spielzeug für den Web-Nerd ist trotzdem dabei. Was bei dem Artikel jetzt etwas zu kurz gekommen ist, sind die diversen GUI-Verbesserungen des Firefox 3.1, für die ich dieses Video empfehlen möchte.
Und jetzt erinnern wir uns alle nochmal daran, dass, wenn der Firefox 3.1 erscheint, der Internet Explorer 8, dessen Ziel CSS 2.1 ist, noch immer nicht fertig sein wird und uns alle in der CSS-Steinzeit festhält.
Kommentare (15)
Georg ¶
11. August 2008, 09:41 Uhr
da hat es das "font-face" zum Einbinden von eigenen Fonts wieder nicht geschaft ;(
Ich ¶
11. August 2008, 09:46 Uhr
Verstehst du zufällig die Spec zum border-image? Steige da leider gar nicht durch aber würde das gerne nutzen, da Webkit es ja auch schon versteht.
Herr Gabriel ¶
11. August 2008, 10:02 Uhr
Bleibt nur zu Hoffen, dass auch IE Nutzer bald umsteigen. Oder zumindest der IE9 innerhalb von 3 Monaten nachgeschoben wird. Mit CSS 3 Unterstützung.
Siegfried ¶
11. August 2008, 10:25 Uhr
Steinzeit ist gut :)
Naja, der Ausgeglichehheit wegen: Steinzeit, das war Mosaic. Der IE 8 wird immerhin Bronzezeit sein.
HTML5 wird bei mir nicht vorkommen. Nicht, so lange da kein vernünftiger DOCTYPE vorhanden ist. Meine html-Dateien werden per xsl aus xml-Dateien heraus erzeugt, genauso wie die inhaltsgleichen xhtml-Dateien. Mit der Methode funktioniert die Erzeugung von html 5 schlicht nicht.
Die css3 Eigenschaften sind hingegen sehr interessant. damit kann man endlich graphisch opulente Seiten gestalten, ohne auf Zugänglichkeit verzichten zu müssen. Schade, dass font-face wieder nicht implementiert wurde.
Peter ¶
11. August 2008, 15:05 Uhr
Zitat Ich:
Ich denke das darf ich als Aufforderung zu einem neuen Teil für die Schönes-Neues-CSS-Serie verstehen, hm?
Enno ¶
11. August 2008, 15:58 Uhr
Ich finde die ch-Maßeinheit sehr interessant: Damit kann man künftig Text- und Zahlen z.B. für Rechnunen bündig untereinander setzen, ohne dafür auf eine proportionale Schrift zurückgreifen zu müssen...
Peter ¶
11. August 2008, 16:01 Uhr
Geht das nicht auch mit dem guten alten
em
?Siegfried ¶
11. August 2008, 18:44 Uhr
Hmmm, em ist eigentlich kein Breitenmaß, sondern ein Höhenmaß. Es bezieht sich auf die Höhe des Großbuchstabens "M". Wenn ch eine Breitenangabe ist (ich habe das jetzt nicht nachgeprüft), dann würde das eher der Maßeinheit ex entsprechen, was die Breite des Großbuchstabens X referenziert.
Beide Werte können unterschiedlich sein. Ob und wie man das sinnvoll einsetzen kann, ist mir aber auch noch nicht so recht klar. Die Idee, Zahlenkolonnen ohne Monospace Schriftart sauber untereinander zu setzen, könnte vielleicht tatsächlich eine gute Idee sein. Allerdings glaube ich mich düster daran zu erinnern, dass es da schon eine css Eigenschaft gab, die sich auf das Dezimaltrennzeichen bezog. Ich kriege das aber momentan nicht mehr zusammen, was das war. Vielleicht irre ich mich da auch.
Peter ¶
11. August 2008, 19:01 Uhr
Zitat Siegfried:
Moment.
em
entspricht in CSS der aktuellen Schriftgröße.ex
entspricht der x-Höhe der aktuellen Schrift.ch
entspricht der Breite einer Null (0)So wie ich das sehe, sind die drei alle das gleiche – eine gewisse Größe relativ zum Schriftgrad. Außer für irgendwelches mikrotypografisches Gefummel kann ich mir nicht vorstellen wozu die beiden letzten gut sein sollen, vor allem da die ja auch von der aktiven Schriftart abhängig sind (sein dürften).
Und für irgendwelche Zahlen die partout untereinander stehen müssen … also … genau dafür sind nichtproportionale Schriftarten doch da!
Siegfried ¶
12. August 2008, 09:51 Uhr
Stimmt, ex entspricht ebenfalls einer Höhe, und nicht einer Breite. Ich hab's nachgelesen unter http://www.w3.org/TR/CSS21/syndata.html
Dabei sind em und ex aber nicht das Selbe. Nach dem Text dort entspricht 1ex grob ungefähr 0.5em.
Demnach wäre ch die einzige Schriftgrößenabhängige Maßeinheit, die sich auf eine Zeichen_breite_ bezieht. Könnte also vielleicht doch nützlich sein. Vielleicht für Breitenangaben von Spalten, die horizontal eine bestimmte Menge Zeichen enthalten können sollen.
Ich ¶
12. August 2008, 11:04 Uhr
Zitat Peter:
Ja, wäre nett von dir.
Ralf Herrmann ¶
13. August 2008, 05:48 Uhr
Zitat Georg:
Ich bin in Kontakt mit dem zuständigen Entwickler. Die @font-face-Unterstützung wird gerade entwickelt und ist weiterhin für 3.1 vorgesehen. Theoretisch könnte aber die Sicherheitsproblematik noch einen Strich durch die Rechnung machen. Mit präparierten Fonts kann man Browser bzw. Betriebssystem sehr leicht zum Absturz bringen (oder schlimmeres).
Siegfried ¶
13. August 2008, 06:42 Uhr
@Ralf: Gut zu wissen. Sicherheit geht vor!
Gibt es eine URL, wo man diese Dinge verfolgen kann?
Ralf Herrmann ¶
13. August 2008, 06:48 Uhr
Zitat Siegfried:
http://www.webfonts.info
RSS-Feed: http://feeds.feedburner.com/WebfontsinfoNews
SonicHedgehog ¶
26. August 2008, 10:52 Uhr
"Es sind alle Seiten nur so stark wie das schwächste Glied" - "Der Microsoft Internet Explorer."
Es kann noch so viele Seiten geben, die im Firefox cool ausschauen und ich (und ich hoffe viele andere hier ;-)) könnte diese Vorteile nutzen. Jedoch programmieren nicht viele Web-Entwickler extra groß was dazu, wenn es dann nur ein "geringer" Teil der Web-User sehen kann. Internet Explorer hat die meiste Verbreitung und genau der ist leider das "schwächste Glied". Erst wenn dieser eine bestimmte Funktion kann, können wir die auch sinnvoll einsetzen. Traurig, aber wahr ... :-P