Wenn man sich wie ich den ganzen Tag mit glitzernden Web2.0-Deals und tollen CSS-Tricks beschäftigt, vergisst man leicht, dass Internet auch und vor allem von allerlei zweifelhaften Menschen bevölkert wird. Drei Kommilitoninnen haben sich im Rahmen eines Referats mit der Absicht, jenes zweifelhafte Volk einmal genauer unter die Lupe zu nehmen, in diverse Chatrooms gewagt und sich als vierzehnjährige Cindy ausgegeben. Im Chat der Community-Seite spin.de ist den Damen dann auch sofort ein kapitaler Brocken ins Netz gegangen.
Mr_Boobs: Hallo Du
*Cindy*: Hallöchen
*Cindy*: na alles klar?
Mr_Boobs: Sicher sicher
Mr_Boobs: und bei Dir?
*Cindy*: klaro
*Cindy*: wie alt bist du denn?
Mr_Boobs: Wie alt bist Du?
Mr_Boobs: Bin 33
Mr_Boobs: oh so schweigsam?
*Cindy*: sry
*Cindy*: musste grad meine Mama abschütteln
*Cindy*: bin 14
Mr_Boobs: wow und schön gebaut?
*Cindy*: glaub schon
Mr_Boobs: 75 b ?
*Cindy*: nee schon 75 C
Mr_Boobs: Hammer wie herrlich
Mr_Boobs: was trägst du gerade drunter?
Nun kann man allein schon debattieren, ob die Sache an sich schlimmer ist, oder die Tatsache, dass es einen nicht wirklich überrascht. Obriges Exzerpt ist auch nur der Anfang eines vierseitigen Protokolls, an dessen Ende sich Mr_Boobs ausloggt, ohne leider mit der aus seiner Sicht sicher bitteren Wahrheit konfrontiert worden zu sein. Für Interessierte darf ich ein PDF mit dem kompletten Chatlog zur Verfügung stellen.
Für jene, die schwer von Begriff sind, sei an dieser Stelle noch ausdrücklichst erwähnt, dass dies keine sonderlich freudbringende Lektüre ist. Ob sich wohl bei Spin.de eine nennenswerte Anzahl solcher Personen herumtreibt? Der Dienst hat, das muss man ihm zugute halten, schon eindeutige Nicknames unterbunden - Als *Cindy_14w* kann man sich dort nicht anmelden. Andererseits ist ja deutlich geworden, dass sich die Effektivität dieser und anderer vielleicht getroffenen Maßnahmen in Grenzen hält.
Was kann man tun, was sollte man tun? Technische oder anders ansetzende Vorschläge wären interessant...
Kommentare (7)
Gabraham-Himself ¶
5. Juni 2007, 22:13 Uhr
Ist doch alt.
Hatte das auch mal für sickolife.de gemacht.
Pseudocybersex und so. War echt ernüchternd, wie schnell Ü30 an den Körper von U16 wollen...
neff ¶
5. Juni 2007, 22:55 Uhr
Ich denke ohne tiefgreifend in die Freiheit des Netzes einzugreifen, die es grade ausmacht, ist es sehr schwer da eine Lösung zu finden.
Ich hätte jetzt zuerst auf Eingabe der Personalausweisnr. für Zugriff auf den Chat getippt, aber das lässt sich auch leicht umgehen. Das sicherste wären Moderatoren, aber man kann nicht in jedem Chat einen persöhnlichen Moderator einstellen.
Hier hilft nur Aufklärung der potentiellen Opfer.
serious ¶
6. Juni 2007, 04:59 Uhr
vergiss es, sowas kann man nicht stoppen. selber mal mit ein paar freunden und -innen als 15-jährige ausgegeben und sofort is einer drauf eingestiegen. Aber das is auch schon wieder ein paar jähren her - diese herrlichen Jugendsünden ;)
und muss Neff zustimmen. Aufklärung is das einzige was hilft.
Lexx ¶
6. Juni 2007, 06:44 Uhr
Das erinnert mich an damals, als es bei web.de noch einen Chat gab... loggt man sich als männliche Person ein, passiert gar nichts, man langweilt sich zu Tode. Loggt man sich aber als weibliche Person ein.. hat es keine 5 Minuten gedauert, bis man 10 Chatfenster geöffnet hatte. Und wie die Gespräche angefangen und aufgehört haben, kann man sich sicher denken...
Ohne totale Protokollierung und Überwachung wird man dem meiner Meinung nach, nicht Herr werden. Da hilft wohl wirklich nur Aufklärung.
Peter ¶
6. Juni 2007, 09:30 Uhr
Naja, aber könnte doch anbieterseitig sicher etwas tun. Spin.de hat ja wie beschrieben schon restriktivere Nicknames eingeführt... und wie schwer kann es schon sein, verdächtige Gespräche durch ein Script erkennen und ggf. beenden zu lassen? Ab einer gewissen Anzahl von Verdachtsmomenten geht nichts mehr, so funktioniert doch heute jeder zweite Filter für Spam-Mails.
Komplettprävention durch Aufklärung wäre natürlich der Königsweg, aber wie realistisch ist es, damit meßbaren Erfolg zu erzielen?
neff ¶
6. Juni 2007, 16:33 Uhr
Ja Peter,schon wahr, aber leider grenzt sowas wieder arg die Internetfreiheit ein und man kann niemanden wirkungsvoll davon abhalten in bestimmte Chats zu gehen.
Meinetwegen sperrst du dann im BRavoforum bestimmte Charactaristika von solchen Sachen aber wer sagt dir, dass sowas die User nich bald nerft und sie in irgendeinen anderen Chat gehen? Zudem können solche Scripts auch nicht Sarkasmus oder Ironie filtern und würde heutzutage jeden 3 User sperren.
Peter ¶
6. Juni 2007, 16:45 Uhr
Inwiefern grenzt das die Internetfreiheit ein? Wenn irgendein User meinen Dienst nutzen will, ist doch klar, dass ich die Regeln aufstelle.
Zweitens geht es ja auch gar nicht darum, irgendwelche Leute von etwas abzuhalten, sondern andere gwissermaßen „vor Ort“ zu schützen. Das läge auch in der Verantwortung eines Chatanbieters. Das Festzusetzen von Kriminellen ist der Job der Polizei
Drittens ist logisch, dass bei einem solchen System falsche Positive vorkommen, zu deren Minimierung man es tunlichst fein abstimmen müsste.
Man muss ja nur tun was man kann. Nicht die Welt im Alleingang retten.