So schreibt es jedenfalls Autor Bernd Graff für die Süddeutsche. Um zu zitieren: Das Internet verkommt zu einem Debattierklub von Anonymen, Ahnungslosen und Denunzianten
in dem oft anonym und noch öfter von keiner Sachkenntnis getrübt
nichts anderes getan wird, als gemeckert. Garniert wird das Ganze mit einschlägigen Studien und Zitaten. Das klingt jetzt wie ein Affront, aber das ist es eigentlich nicht. Sehen wir uns doch einmal die Details an:
- Es schreibt jemand einen Text, in dem er an Wikipedia und Blogs kein einziges gutes Haar lässt. Ein zentraler Vorwurf ist, dass dort nur Themen nur einseitig destruktiv behandelt werden.
- Der zweite Vorwurf ist, dass in Internet nur Leute schreiben, die gar nicht wissen von was sie da eigentlich reden. Außerdem dienen Blogs ohnehin nur dazu,
Poesie-Alben zu veröffentlichen oder Trauer über kaputte Computer Ausdruck zu verleihen
. - Der Artikel erscheint im Internet auf der deutschen Newssite mit der wohl vorbildlichsten und meistgenutzten Kommentarfunktion in ganzen Land
Der Herr Graff hat zweifellos ein Gespür für die feinere Ironie. Ich ziehe meinen Hut davor und finde, dass wir alle das tun sollten.
Kommentare (15)
mike ¶
8. Dezember 2007, 02:20 Uhr
Wo der Debattierklub der Ahnungslosen ist, zeigt der geschätzte Herr gleich im ersten Absatz:
Seit fast 5 Jahren!1eins
Unglaublich, was heutzutage für ein hanebüchener Unsinn ins Netz geschrieben wird...
Christoph ¶
8. Dezember 2007, 08:48 Uhr
Wer solche Äußerungen im Internet veröffentlicht hat meist nur eins im Sinn. TRAFFIC! Und da kann man sagen was man will, das hat voll ins Schwarze getroffen.
Peter ¶
8. Dezember 2007, 09:23 Uhr
Den Gedanken hatte ich auch schon. Und kurzfristig funktioniert das sicher auch. Aber auf lange Sicht kostet das die SZ doch mehr Leser und Reputation als das es einbringt. Und das wissen die bei der SZ sicher auch.
Konrad ¶
8. Dezember 2007, 09:36 Uhr
Wer lesen kann ist klar im Vorteil. Ich lese da, dass er es nicht verallgemeinert (wie in Vorwurf 2 gesagt) und -nur- ahnungslose Nichtwisser schreiben.
Wenn ich das richtig erinnere, schreibt er -oft-. Und auch er gesteht einige Leuchttürme oder extrem herausragende Beispiele, die Positives bewirken heraus.
Aber die breite Masse, die Mehrheit, der Mainstream verzapft nunmal Bockmist und mittelt das Schwarmwissen auf einen Level der "idiotae".
Der Inhalt stimmt in großem Umfang. Ob man es so polemisch wie er sagen muss, ist Geschmackssache.
Peter ¶
8. Dezember 2007, 10:01 Uhr
Das stimmt allerdings. Die Zeitung, deren Website uns journalistische Meisterwerke wie die Fotostrecke
und bis vor ein paar Monaten noch täglich frische News von Paris Hilton gebracht hat, beklagt sich völlig zurecht darüber, dass die dummen Blogs fast nur irrelevanten Mist verzapfen.Herr Graff ist ein Fuchs.
Konrad ¶
8. Dezember 2007, 10:11 Uhr
Warum dieser Hinterton ;-)
Kann man als Blogger nicht akzeptieren, wenn andere die neuen Möglichkeiten nicht so hoch in den Himmel loben wie man selbst und seines gleichen?
Aber wahrscheinlich zeigt sich in solchen Reaktionen das klassische Verhalten des "Der da ist aber auch bei rot über die Ampel gefahren"-Verhalten, was zeigt, das Blogger auch nur normale Menschen sind, und nix besseres, besonderes' oder hochjubelbares ;-)
P.S.: Wenn man den Spam-Schutz vergisst und nach dem Hinweis den Kommentar erneut abschicken will, bockt WordPress.
Peter ¶
8. Dezember 2007, 10:23 Uhr
Das Web ist nichts davon, natürlich, aber die Holzmedien, die Herr Graff auf Seite 5 seines Artikels so lobt sind es.
Konrad ¶
8. Dezember 2007, 10:35 Uhr
>> Das Web ist nichts davon, natürlich, aber die Holzmedien, die Herr Graff auf Seite 5 seines Artikels so lobt sind es.
Im Durschnitt über alle Zeitungen ja.
Man vergißt schnell, dass ein paar gute Blogs noch keine gute "Blogosphäre" machen ... die unzähligen 0815-Blogs ohne den journalistischen Anspruch der wenigen großen senken den Schnitt eben auf nahe Null.
Peter ¶
8. Dezember 2007, 10:40 Uhr
Was ist falsch daran, dass irgendeine vierzigjährige Katzenlady darüber schreibt, dass ihre Mietze das neue Katzenfutter nicht mag?
Lexx ¶
8. Dezember 2007, 10:47 Uhr
Was erwartet ihr? 100% Qualität wo man geht und steht? Es ist einfach nur logisch, dass in dem einen Blog nur Müll und in dem anderen nur Gold steht (und die meisten so zwischen drin sind). Ein Mitspracherecht hat außerdem noch der persönliche Geschmack... die einen mögen lieber den Müll und die anderen lieber das Gold. Was meint ihr, warum sich die Bild-Zeitung verkauft... wegen den qualitativ hochwertigen Artikeln?
Ich würde den Text vom Herrn Graff nicht so ernst sehen, geschweige denn großen Wirbel darum veranstalten. Nervt doch sowieso nur. :>
Btw. warst du müde, als du den Beitrag geschrieben hast? Merkt man irgendwie. *g*
Peter ¶
8. Dezember 2007, 10:49 Uhr
Müde? Ich? Um 2 Uhr nachts? Nicht doch…
Es soll Menschen geben, die genau das in Holzmedien zu lesen glauben.
Lexx ¶
8. Dezember 2007, 13:22 Uhr
"Es soll Menschen geben, die genau das in Holzmedien zu lesen glauben."
Na das ist aber nicht unser Problem, oder? ;)
Soll der Herr Graff doch blubbern wie er will. Ändern wird sich sowieso nichts und mal ehrlich: Das 90% vom Internet Pr0n und 9% vom Rest nur Müll ist, wissen wir doch alle...
Aus dem Artikel würde ich mir rein gar nichts machen und irgendwie halte ich ihn auch nicht mal erwähnungswürdig. Das sich an den Leserzahlen der Süddeutschen jetzt was ändern wird, wage ich auch zu bezweifeln.
Peter ¶
8. Dezember 2007, 13:39 Uhr
Siehst du, du bist bereits einer dieser
geworden. Zweifelst einfach so an, was die Qualitätszeitung schreibt, anonym und ohne Ahnung. Im Internet!Lexx ¶
8. Dezember 2007, 15:27 Uhr
Dann bin ich halt einer. Freut mich, dass ich endlich Beachtung finde. ;)
Flo ¶
12. Dezember 2007, 13:26 Uhr
Mein Kommentar sollte eigentlich darauf angelegt sein, dass der SZ das mit den vielen Kommentaren nun wohl auch aufgefallen ist, wie die FAZ berichtet.